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Menstruationshygiene: „Wir wollen das Thema positiv besetzen“

Jeden Tag menstruieren etwa 300 Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Menstruationshygiene ist ein wichtiger Teil der sanitären Grundversorgung und grundlegend für die Würde und das Wohlbefinden von Frauen und Mädchen. Doch die Menstruation ist noch immer ein Thema voller Tabus und Stigmata, in Ländern des globalen Südens ebenso wie im globalen Norden. Auch in Deutschland wurde die Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte erst im vergangenen Jahr von 19 Prozent auf sieben Prozent reduziert. Darüber hinaus fehlt vielen menstruierenden Menschen weltweit der Zugang zu oftmals teuren Hygieneprodukten und sauberem Wasser. Diese Frauen* sind einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt.

Wir haben mit unserer Kollegin Berna Namwanje gesprochen, die bei Viva con Agua in Uganda unter anderem WASH-Workshops durchführt. Sie berichtet, dass viele junge Mädchen in Uganda nur wenig über Menstruation wissen, wenn sie zum ersten Mal ihre Periode haben. Dass viele Frauen keinen Zugang zu Hygieneprodukten haben oder sich die Produkte nicht leisten können und dass eine große Herausforderung darin besteht kulturelle und religiöse Überzeugungen zu überwinden.

Berna Namwanje, Viva con Agua Uganda


Hey Berna, beschreib doch einmal die Situation in Uganda, was Menstrutionshygiene und das Bewusstsein für dieses Thema angeht? 

Menstruation ist ein integraler Bestandteil des menschlichen Lebens. Menstruierende Menschen brauchen Wasser und Seife, um ihren Körper während der Menstruation zu waschen, sie brauchen Hygieneartikel, Privatsphäre und Waschräume und geeignete Einrichtungen, um die benutzten Materialien zu entsorgen. Leider sind all diese Dinge in Uganda momentan noch Mangelware.

Woran liegt das?

Fangen wir mal mit den Hygieneartikeln an. Es gibt die Produkte auf dem Markt zu kaufen. Leider sind sie für die Mehrheit der Uganderinnen aber nicht erschwinglich. Nur wenige Eltern sind in der Lage ihren Kindern Binden und andere Materialien zur Verfügung zu stellen, für alle anderen sind die Hygieneartikel Luxus. Sie sind gezwungen, andere Hilfsmittel für ihre Kinder zu nutzen: alte Tücher, Servietten, alte Matratzen und andere unhygienische Materialien. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Mädchen in Uganda nichts oder nur sehr wenig über die Menstruation weiß. Es mangelt an Informationen über diesen natürlichen biologischen Prozess. Das führt zu Ängsten und Stigmatisierungen rund um die Menstruation. Zudem gefährdet es die Gesundheit der Mädchen und wirkt sich negativ auf ihre Bildung aus. Denn laut der „UNICEF Adolescent Risk Behavior Study” von 2018 schwänzt eines von vier heranwachsenden Mädchen in Uganda die Schule, wenn die Periode anfängt. Diese Zahl und die mit dem Thema verbundene Tabuisierung spricht Bände. Wir müssen noch viel investieren, um das Thema positiv zu besetzen.

Zum Menstrual Hygiene Day am 28.05.21 veranstaltet Viva con Agua unter dem Slogan VIVA! PERIOD. Celebrate the cycle ein Streaming-Event mit digitalen Netzwerkformaten.

In Panels, Diskussionen und Workshops laden wir ein zum Austausch über verschiedene Themen: Menstruation im Arbeitskontext, Bildungsinitiativen oder Periodenarmut. Und wir schauen uns das Storytelling über Menstruation genauer an. Mit Künstler*innen, Expert*innen und Aktivist*innen beleuchten wir Menstruation aus unterschiedlichen Perspektiven. Damit legen wir einen Grundstein für zukünftige Aktionen von Viva con Agua rund um das Thema Menstruation.

Das Livestream-Programm findest du auf vivaperiod.vivaconagua.org

Du sprichst die Tabuisierung des Themas an. Wie müssen wir uns das vorstellen?  

Die größte Herausforderung ist die Existenz kultureller und religiöser Überzeugungen. Dazu gehört der Glaube, dass menstruierende Menschen das Haus nicht verlassen und die Küche, den Garten, die Kirche, die Moschee und viele andere Orte nicht betreten sollten. Diese Überzeugungen zu überwinden und das Stigma rund um die Menstruation zu brechen, ist nicht einfach. Und es ist ein Grund dafür, dass viele Mädchen eingeschüchtert und nicht bereit sind über Probleme im Zusammenhang mit der Menstruation zu sprechen. Nur langsam fangen Frauen an, sich zu öffnen und ihre Erfahrungen zu teilen. Insgesamt mangelt es aber an Unterstützung durch die Eltern, wenn ihre Kinder Hilfe bei Fragen zur Menstruation suchen. Daher bleibt es eine Herausforderung, Rat und Unterstützung anzubieten.

Wie versucht ihr ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen?

Viva con Agua bildet Lehrer*innen und Community Coaches in Uganda aus und befähigt sie, in ihren Schulen und Gemeinden Workshops zum Umgang mit Menstruationshygiene durchzuführen. Mit diesem Ansatz erreichen wir viele Mädchen und können so hoffentlich die Stigmata rund um die Menstruation durchbrechen. Wir wollen vermitteln, dass Menstruation normal und natürlich ist und das Thema positiv besetzen. Außerdem haben wir selbst zwanzig Workshops in lokalen Gemeinden in Kampala durchgeführt und dabei über 800 Mädchen direkt erreicht. So befähigen wir sie, ihre Menstruation sicher, hygienisch und mit Würde und Selbstvertrauen zu bewältigen.

Zeigen Männer in Uganda Interesse oder Betroffenheit an dem Thema Menstruation?

Nach meiner persönlichen Erfahrung zeigen die meisten Männer wenig oder gar kein Interesse. Oft bezeichnen sie das Thema Menstruation als „ensonga z’abakyala“, was übersetzt so viel heißt wie „Frauenangelegenheit“. Ich habe aber auch schon einige Lehrer*innen kennengelernt, die sich die Zeit genommen haben, sich über das Thema zu informieren. Sie sind bereit, sich dafür einzusetzen, dass die Mädchen in ihren Schulen und Gemeinden aufgeklärt werden. 

Danke für die wertvollen Einblicke und Informationen – und viel Erfolg bei deiner Arbeit, Berna!

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