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Rituale und Feedback: die Arbeitskultur bei Viva con Agua

Wie wollen wir zusammenarbeiten? Wo bietet unser Arbeitsumfeld Raum, um die eigenen Bedürfnisse einzubringen? Und was ist, wenn wir uns doch mal übergangen oder nicht gesehen fühlen? Viva con Agua versucht, Räume für Mitarbeitende zu schaffen. Dabei werden in Ritualen beispielsweise gelebte Feedback-Kultur und Ansätze wie Gewaltfreie Kommunikation zusammengebracht. Klingt nach New Work? Klar, können wir so nennen. Oder einfach machen.

Bei Viva con Agua angestellt zu sein soll für alle Mitarbeitenden eine Bereicherung darstellen. Nicht nur ein sinnstiftender Purpose ist dafür entscheidend, sondern auch die Art und Weise wie wir zusammenarbeiten. In loser Abfolge gewähren wir einen Blick hinter die Kulissen unseres Arbeitsalltags. Diesmal: Die Beziehungsorientierte Feedbackkultur bei Viva con Agua.

Wie es mir persönlich geht und was gerade in mir lebendig ist? Welche Bedürfnisse in mir präsent sind? – Was sich anhört, wie die Fragen eines Therapeuten, beantworte ich seit einiger Zeit jeden Tag, manchmal sogar mehrmals. Mal ausführlich im Zwiegespräch, mal kurz und knapp in großer Runde. Ich mache zur Zeit ein Praktikum bei Viva con Agua und der „Check in“ ist ein festes Ritual. „Dadurch kann ich nicht nur mich und meine Bedürfnisse reflektieren, sondern auch Empathie und eine Bindung zu meinen Kolleg*innen aufbauen”, erklärt Caro, die Geschäftsführerin von Viva con Agua. Mega cool, finde ich. So habe ich das große Team von Viva con Agua schnell viel besser kennengelernt.

Eigenverantwortliches Arbeiten

Der „Check in“ ist nur ein markantes Beispiel für den empathie- und respektvollen Umgang aller Mitarbeitenden bei Viva con Agua. Darüberhinaus legt die Organisation viel Wert darauf, dass es den Mitarbeitenden gut geht. Arbeit bei Viva con Agua soll im besten Fall eine Bereicherung sein und die individuelle Entwicklung der Mitarbeitenden unterstützen. „Viva con Agua hat sich von Anfang an als ein sehr lebendiges, dynamisches und dezentrales Netzwerk entwickelt“, sagt Lars, der von Anfang an dabei war. „Home- und Worldoffice sowie flexibles Arbeiten war schon lange vor Corona gepflegte Arbeitsrealität. Es war früh klar, dass eine starke Kulturorientierung, Selbstorganisation und eigenverantwortliches Arbeiten wichtige Pfeiler für eine erfolgreiche Entwicklung der Organisation sind.“

Besonders die Verantwortung für sich selbst könne auch als herausfordernd wahrgenommen werden, fügt er hinzu. Das muss ich auch zugeben. Es ist erstmal ungewohnt mit so vielen Freiheiten umzugehen. Ich musste herausfinden, was ich im „Check in“ eigentlich preis geben will und was nicht. Wie ich Aufgaben priorisiere und auch mal „Nein“ sage. Denn – das höre ich immer wieder – eigenverantwortliches Arbeiten führt in vielen Fällen auch dazu, dass die Mitarbeitenden eher mehr arbeiten als weniger. „Um mit sich selbst in Beziehung zu kommen, zu verstehen was persönliche Treiber und Trigger, aber auch persönliche Grenzen sind, hilft meines Erachtens eine beziehungs- und bedürfnissorientierte Kommunikation“, sagt Lars.

Auf der OE-Woche (Organisationsentwicklung) werden inspirierende Workshops angeboten. Foto: Leo Müller

Spannungen gibt es immer und überall

In den letzten Jahren ist das Team von Viva con Agua immer größer geworden. „Daher ist es umso wichtiger, dass Spannungen innerhalb des Teams wahrgenommen und gelöst werden. Eine Möglichkeit, Spannungen zu vermeiden, ist die Etablierung einer Feedbackkultur”, unterstreicht Geschäftsführerin Caro. „Wir bei Viva con Agua haben ein Team, das sich um die Etablierung solcher Maßnahmen kümmert.”

Lars gehört zu diesem Team und hat mir mit seiner Kollegin Sarah erklärt, warum Feedbackkultur so wichtig ist. „Ziel ist es, dass wir als Team den Switch von der Harmoniegemeinschaft hin zu einer Entwicklungsgemeinschaft schaffen”, sagt Sarah. Ich verstehe nicht, was das bedeuten soll. Als harmoniebedürftiger Mensch frage ich mich aber sofort, warum man freiwillig die Harmoniegemeinschaft verlassen sollte. Sarah beruhigt mich. „Harmonie und Entwicklung sind erst mal unabhängig voneinander. Entwicklung schließt Harmonie also nicht zwingend aus“, sagt sie. „Wenn ich jedoch aus Angst vor möglichen Konflikten bestimmte Dinge, die ich gerne ändern würde, oder die mich sogar stören, nicht anspreche, entscheide ich mich dazu, Irritation und Spannung hinzunehmen, um eine scheinbare Harmonie aufrechtzuerhalten. So geht mittelfristig Potential für Weiterentwicklung innerhalb der Organisation verloren.“

Freudvolle Kommunikation vs. Spannungen

Aber steht dann dann dem Wandlungswunsch von der Harmonie- zur Entwicklungsgemeinschaft nicht im Widerspruch zur freudvollen Kultur und Kommunikation von Viva con Agua? „In einer Organisation und einem Team, das von Freude und positiven Emotionen lebt, ist es ist völlig normal, dass Spannungen und Konflikte zunächst als potenzielle Bedrohung für Kultur und Marke aufgefasst werden”, sagt Lars. Aber der Effekt ist ein anderer. Es sei wichtig, bewusste Impulse Richtung Konfliktfähigkeit zu setzen. Außerdem helfe es einen Rahmen zu schaffen, in dem Spannungen nicht mehr als Bedrohung, sondern als Entwicklungschance begriffen werden, sagt Lars. Das klingt logisch, denke ich mir und nehme mir fest vor, diese Information auch außerhalb des Arbeitskontextes anzuwenden.

Konstruktiv und gewaltfrei Feedback geben – gar nicht so einfach. Foto: Leo Müller

Feedbackkultur etablieren

Zur Inspiration bietet Viva con Agua regelmäßig Impulse und Workshops an. So referieren zum Beispiel die Geschäftsführer von soulbottles über Gewaltfreie Kommunikation oder die „Clear The Air-Spezialisten“ von dwarfs & Giants unterstützen mit ihrer Expertise. Sarah macht selbst gerade eine Ausbildung zur „Clear The Air-Facilitatorin“. „Die Aufgabe besteht darin, stets ein vertrauensvolles, psychologisch sicheres Setting zu schaffen“, sagt sie. Wir bieten Möglichkeiten, sich zu begegnen und sich gegenseitig zu inspirieren. Dabei soll es Raum für echten Diskurs geben, in dem Spannungen selbstverständlich thematisiert werden können.”

Bei Viva con Agua zu arbeiten soll auch eine individuelle Bereicherung für die Mitarbeitenden sein. Foto: Leo Müller

Bedürfnisse verstehen

Ich lerne, dass es bei beiden Ansätzen darum geht, zu verstehen, dass jede Handlung und jede Reaktion der Versuch ist, sich universelle Bedürfnisse zu erfüllen. Das ist sehr theoretisch, aber vielleicht hilft ein Beispiel. „Ich muss nicht damit einverstanden sein, wenn sich ein Kollege sehr oft wiederholt, um seine Argumente vorzubringen“, erklärt Sarah. „Ich kann aber emphatisch Vermuten, dass dahinter ein Bedürfnis steckt, seinen Kolleg*innen ein Thema näherbringen zu wollen, das ihm sehr wichtig ist. Und mit dem er verstanden werden möchte.“ Eine wichtige Erkenntnisse für zwischenmenschliche Interaktion, denke ich.

Caro, die Geschäftsführerin von Viva con Agua, betont zudem immer wieder, die Wichtigkeit der – Achtung, schwieriges Wort: Ambiguitätstoleranz. „In einem großen Team ist es nur logisch, dass man nicht immer einer Meinung ist. Umso wichtiger ist es daher, dass man Spannungen und Uneinigkeiten wertschätzen kann. Wir hören uns gegenseitig zu, statt der anderen Meinung mit Ablehnung gegenüberzutreten.“

Viva con Agua legt Wert darauf, den Mitarbeitenden ein Umfeld zu bieten, das die volle Entfaltung des Potenzials unterstützt. Die offene und dynamische (Feedback-) Kultur im Hamburger Brunnenbüro ist ein Teil der speziellen Zusammnarbeit des Teams. Nur so kann gelingen, so die Auffassung, dass wir uns mit aller Kraft und Leidenschaft für die Vision Vision „Wasser für alle – alle für Wasser“ einsetzen. Denn am Ende verfolgen wir das große Ziel, möglichst viele Trinkwasserprojekte zu unterstützen.

In meinem Praktikum habe ich also nicht nur Blogartikel wie diesen geschrieben, sondern auch unheimlich viel über Arbeitsweisen und ein wertschätzendes, offenes und ehrliches Miteineinander in einem großen Team gelernt.

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